Gleich! Einen Moment… Ich komme sofort…. Ich muss nur noch schnell… Ja, gleich!
Wie oft ich das Wörtchen „gleich“ pro Tag verwende? Ich weiß es nicht. Und wahrscheinlich sollte ich es auch lieber nicht zählen, denn der Schreck wäre groß. Ja, aktuell verwende ich „gleich“ ziemlich inflationär.
„Mama komm mal schnell“
„Gleich“„Mama, kannst du mir mal bitte….“
„Gleich“
Ständig ist etwas anderes „wichtiger“ als das Anliegen meiner Kinder
Wenn ich als Mama das schon merke, wie es dann nur für meine Kinder? Ständig hören sie aus meinem Mund dieses eine Wort, ständig müssen sie kurz warten. Ständig ist irgendwas anderes wichtiger (oder eben eigentlich auch nicht!) als ihr Anliegen. Klar, es gibt Situationen, da müssen sie einfach warten, da geht es nicht anders. Aber es gibt mit Sicherheit auch genug Momente, in welchen mein „gleich“ an zweite Stelle treten kann.
Challenge für Eltern
Vermeide Wörter wie „gleich“ im Umgang mit deinem Kind
Und so habe ich mir eine kleine Challenge für Eltern ausgedacht. Für all diejenigen unter Euch, die das Wort „gleich“ in Zukunft auch etwas sparsamer verwenden möchten, oder vielleicht auch einfach mal nur beobachten wollen, ob ihnen das „gleich“ auch so häufig im Alltag über die Lippen kommt. Natürlich ist diese Challenge ganz besonders für mich und den Ehefreund gedacht. Denn er hat direkt beschlossen sich mir anzuschließen. Und zu zweit, da klappt es noch besser. Denn immer wenn einer von uns Beiden ansetzt „gle…..„, dann kommt ein mahnender oder auch lachender Blick vom Anderen.
Selbstverständlich geht es nicht nur um das Wort gleich.
- Einen Moment
- Sofort
- Zwei Sekunden
- Noch kurz
und so weiter schließe ich mit ein.
Meine Erfahrung
Lösungsvorschläge
Seit ein paar Tagen läuft die Challenge hier bereits und ich habe mich schon in einigen Momenten ertappt, in welchen ich „gleich“ gerufen habe, aber eigentlich sofort hätte handeln können. Aber, es gab auch Situationen, in welchen ich eben nicht direkt agieren konnte. Dann habe ich mir ganz bewusst Antworten für meine Kindern überlegt, welche ihr Anliegen nicht in der Wichtigkeit runterstufen.
Meist klappt es besonders gut, sowohl für die Kindern, als auch für mich, wenn ich in meiner Antwort kurz erkläre, was ich (noch fertig) mache. Ein Beispiel:
Der Große sitzt im Zimmer und möchte, dass ich ihm etwas mit Duplo zusammen bauen, damit es nicht immer wieder auseinander kracht. Ich wickle gerade den Kleinen und muss noch ein, zwei Feuchttücher zum Einsatz bringen.
„Mama…. komm jetzt und hilf mir… das kracht immer wieder zusammen…“
(Normal würde ich vielleicht einfach mit „gleich“ antworten)
„Ja J., noch zwei Tücher, dann ist hier wieder alles sauber und ich helfe Dir beim Bauen“
„Nein Mama, komm jetzt!“
„Noch ein Tuch…“
„Mammmmmmaaaaaa“
„Jetzt komm ich“
Was ich mit meiner Challenge nicht bezwecken möchte
Was mir wichtig ist
Meine Gedanken
Aus dem familiären Umkreis habe ich bereits gehört „aber Kinder müssen sich doch gedulden können… das muss er doch auch lernen… mal zu warten„. Natürlich, Geduld zu haben, sich darin zu üben, ist wichtig. Dennoch sehe ich für mich einen Unterschied darin, ob ich mein Kind und seine Bedürfnisse ganz bewusst sehe und darauf eingehe, oder ob wir beispielsweise im Wartezimmer sitzen und uns gedulden müssen, bis wir dran kommen.
Ich habe mein Verhalten reflektiert und bin zu dem Schluss gekommen, dass ich meine (kleinen) Kinder zu oft, wenn auch nur für wenige Sekunden, vertröste. Und das, das nervt mich und deswegen möchte ich diesbezüglich etwas ändern. Und das heißt nicht, dass meine Kinder niemals warten müssen. Das müssen sie oft genug. Daheim, im Kindergarten, an der Kasse, auf dem Spielplatz bis die Schaukel frei ist…
Der Kleine, mit seinen ca. 19 Monaten kann Wörter wie „gleich“ sowieso noch nicht so wirklich einordnen, der Große natürlich schon. Er weiß, dass „gleich“ mit warten verbunden ist.
Mit Sicherheit muss man auch differenziert betrachten, ob es sich in der Situation um ein Bedürfnis des Kindes handelt, oder um einen Wunsch. Aber – ich finde, dass bei kleinen Kindern das sehr häufig sehr nahe beieinander liegt. Klare Bedürfnisse sind Hunger, Durst, oder auch Nähe und Zuneigung. Ein Wunsch wäre es vielleicht in manchen Augen, wenn mein Kind „Mama, mal mir da mal ein Hund hin“ ruft. Aber jetzt aufgepasst. Möchte bzw. wünscht das Kind tatsächlich einfach nur, dass ich einen Hund male, oder aber hat es das Bedürfnis nach mir, der Mama, in seiner Nähe?!
Selbstreflexion ist unheimlich wichtig!
Ihr seht, ich mache mir viele Gedanken und hinterfrage mich, mein Handeln immer wieder. Denn auch wenn ich weiß, dass niemand eine perfekte Mutter ist und es auch die „diese eine“ Supermama gibt, versuche ich dennoch, so gut wie möglich zu sein. Denn für mich ist eine gute Mama eine Mama, welche das Beste für ihre Kinder möchte. Und das, das kann ganz unterschiedlich sein, „das Beste für das Kind“. Wir sind alle unterschiedlich, haben ähnliche oder auch konträre Ansichten, Werte, Norman… Deswegen sollten wir uns nicht vergleichen, sondern uns selbst und unser Handeln reflektieren.
Vielleicht musst du dir meine „gleich“- Challenge gar nicht zu Herzen nehmen, weil es für dich kein Punkt ist. Vielleicht hast du eine andere Sache, die du ändern bzw. beobachten willst? Vielleicht ist aber auch alles fein?
2 Comments
Liebe Frauke, ich würde mir sehr wünschen, dass mehr Kinder solche reflektierten Eltern haben würden, die hinterfragen, auf die Kinder eingehen. Leider schaut es im Alltag anders aus und was mir immer wieder auffällt, viele Eltern sind auch gar nicht gewillt, etwas an ihrem Verhalten den Kindern gegenüber zu ändern. Es ist nun mal so wie es ist, warum etwas ändern. Um so lieber lese ich Deine Blogbeiträge und freue mich jedes Mal auf einen kleinen Einblick in Euer Familienleben. Ich wünsche Euch ein schönes Osterfest. Viele Grüße Diotima
Liebe Diotima, herzlichen Dank für dein schönes Feedback. Ich wünsche Dir auch schöne Ostertage 🙂