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Morgens halb zehn in Deutschland – Beppo, Bagger und Beckenboden

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Morgens halb zehn in Deutschland. Schnellen Schrittes eilen wir zur Baustelle. Nicht zu irgendeiner, sondern zur „Baustellen, mit dem Bagger, der DIE Schaufel hat, Mama„. Meine treibende Kraft, nach einer mehr oder weniger schlafreichen Nacht, der Baggerfan neben mir. Und da ihn seine Beinchen nicht schnell genug tragen können, flitzt bzw. schwankt er auf seinem Laufrad in Richtung Tageshighlight. Ein bisschen so wie ich früher, zu Studentenzeiten. Morgens, nicht um halb zehn, sondern eher so gegen vier, fünf. Auf dem Rad, Linien fahrend. Aber Achtung, Alkohol ist auch am Fahrradsteuer verboten und deswegen nicht zur Nachahmung empfohlen. Was war ich unbedarft.

Karlsruhe, das Baustellen-Paradies

Aber zurück ins Jetzt. Ungeschminkt, ohne Kaffee und vor allem mit voller Blase sprinte ich mit meinen zwei Buben in Richtung Baustelle. Davon gibt es hier in Karlsruhe derzeit ja genug. Ja, mein Sohn ist etwas verwöhnt und deswegen reicht ein Bagger auch schon lange nicht mehr aus, es muss was geboten werden. Viele Bagger, in unterschiedlichen Farben, mit unterschiedlichen Schaufeln, Bauarbeiter mit Helmen, Kipplaster, Betonmischer, coole Bauzäune und im besten Falle auch noch freundliche Kollegen, welchem einem zuwinken. Und all das wird an „der“ Baustelle geboten. Hier wird nämlich aktuell ein Tunnel gebaut und eine Brücke abgerissen. Es könnte spektakulärer nicht zugehen. Da bin sogar ich hin und wieder ein wenig aufgeregt. Ist halt doch was anderes, als ein simples Loch in Straße XY, welches gebuddelt wird. Hier passiert was. Und man kennt uns. Okay, ob das nun positiv oder negativ ist sei mal dahingestellt. Auf jeden Fall fühle ich mich nach zig Baustellenbesuchen mittlerweile ein wenig in der Pflicht, der netten Truppe einen Kuchen zu backen. Man möchte schließlich nicht immer nur gratis konsumieren…

„Hallo Beppo“ – Wenn du die Bauarbeiter beim Namen kennst…

Noch wenige Schritte bis zur Baustelle. J.Boy ist schon angekommen, das Laufrad liegt auf dem Boden und er ruft laut „Mama, da ist der Beppo. Siehst du, da vorne?„. „Ja klar, der Beppo, das alte Haus“ – schießt es mir durch den Kopf. Ich muss lachen und stehe schnaufend neben meinem Großen. Denn neben einem 8 kg Baby habe ich obendrein noch den Kinderwagen geschobene, damit J.Boy in spätestens 15 Minuten auch einen warmen, gemütlichen Logenplatz am Baustellenzaun hat. Ich kenne ihn ja, meinen Racker. Ihm wird kalt, er mag nicht mehr stehen und auch ein kleines Hungergefühl wird eintreffen. So wie das halt ist, bei einem Kino-Besuch. Ich brauche da auch immer nen gemütlichen Sitz, ne riesen Packung Popcorn und optimal noch nen halten Liter Fanta. Wenn Kino, dann richtig. Aber halt stop, ich schwenke schon wieder in die Vergangenheit ab (der letzte Kinobesuch liegt gut 1,5 Jahre zurück). Dabei muss ich mich so langsam wirklich auf das Hier und Jetzt konzentrieren. Denn es wird brenzlig, untenrum.

Beckenbodentraining – Ganz ohne Rückbildungskurs

Bitte steigen Sie in den Fahrstuhl ein. Alle Türen schließen und ab geht es nach oben…„. Der gute, alte Beckenboden ruft. In chaotisch-wilder Aufbruchsstimmung (der Augustbub zu müde für alles, J.Boy nicht in Winterschuh-Laune, zwei volle Mülltüten, ein verlegter Schlüssel…) habe ich den eigentlich so nötigen Toilettengang vor nun ca. 45 Minuten schlichtweg vergessen. Ja, tatsächlich. So eine Mischung aus vergessen und ignoriert. Lieber schnell auf dem Haus und gute Stimmung. Und jetzt stehe ich also hier und spiele Fahrstuhl, während das Babylein trotz Abrissbirne vor uns friedlich schlummert und der Große sein Glück nicht fassen kann. Alle sind da! Bagger mit unterschiedlichsten Schaufeln, Kipplaster und Co..

Glitzer, nur ein ganz klein bisschen! Bitte!

Mittlerweile hat es sich J.Boy übrigens im kuschlig-warmen Wagen mit Fußsack bequem gemacht. Der Fruchtriegel ist verspeist und auf sein Kommando hin drehe ich den Wagen in die gewünscht Richtung. Bloß nichts verpassen. Mir selbst frieren beinahe die Füße ab und das trotz Wollsocken und permanentem auf- und abgewippe. Der Augustbub darf schließlich nicht aufwachen. Ich sehne mich nach einem Heißgetränk, 30 Grad oder auch einfach nur: Elsa, Glitzer und Puppen. So einen ganz kurzen Moment zumindest. Dann besinne ich mich selbstverständlich wieder. „Frauke, denk doch nicht so Geschlechter spezifisch, wir leben in 2018!“.

Irgendwie schaffe ich es nach weiteren 35 Minuten J.Boy davon zu überzeugen wieder den Heimweg anzutreten. Wie mir das gelungen ist? Ich weiß es selbst nicht. Wobei, wahrscheinlich mit „… dann mache ich hier gleich Pipi…„, gefolgt von einem entsetzen: „aber Mama, du hast keine Windel an„.
Noch nicht, meine Sohn. Denn der Beckenboden scheint wieder top in Form zu sein. Zumindest schaffe ich es trocken nachhause. Yes.

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Fortsetzung gefällig?

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8 Comments

  • Reply Ella 23. Februar 2018 at 10:19

    Wow, das sieht ja nach DER Superbaustelle aus! Wo ist die denn genau? Das wäre auch was für unseren Racker!

  • Reply Blaine 23. Februar 2018 at 17:01

    Herrlich!

  • Reply Katha 24. Februar 2018 at 14:35

    Wie viele hundert Jahre dauert das denn noch? Gefühlt bauen die doch schon eeeewig. Und… was macht ihr, wenn ihr nicht mehr im Bagger-Paradies wohnt :-O
    Und jahaaa, der Aufzug, wer kennt ihn nicht…
    Und ebenfalls jahaaa, bitte um Fortsetzung.
    Liebe Grüße, Katha

    • Reply ekulele 24. Februar 2018 at 22:46

      Das frage ich mich auch… glaube es dauert auch noch weitere hundert Jahre 😉
      Und was wir machen?! Ganz klar: Kalter Entzug 😀

      Liebste Grüße, Frauke

  • Reply Laura 28. Februar 2018 at 19:36

    Das ist wirklich toll geschrieben, so sympathisch!

    • Reply ekulele 5. März 2018 at 21:30

      Danke dir 🙂

  • Reply martje 5. März 2018 at 20:37

    habe mehrfach herzlich gelacht, danke für einen wunderbaren Artikel! :))

    • Reply ekulele 5. März 2018 at 21:37

      Perfekt, so soll es sein 🙂

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